eFuels im Classic-Car: Praxistauglichkeit bewiesen

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Dass eFuels keineswegs nur in modernen Motoren eingesetzt werden können, bewies im Jahr 2022 ein Pilotprojekt des ADAC. Der DMSB-Trägerverband setzte bei Klassik-Veranstaltungen einen VW-Bulli aus dem Jahr 1964 ein, der mit einem CO2-neutralen Kraftstoff betrieben wurde.

Als der Volkswagen Transporter 1500 (Typ 23 Kombi) aus dem Baujahr 1964 erstmals mit eFuels betankt wurde, hatte er schon etliche Tausend Kilometer auf dem runden Buckel. Und mit dem modernen Sprit im Tank bewies der Oldtimer im Look der ADAC Straßenwacht, dass es keine stichhaltigen technischen Argumente gegen den Einsatz von klimaneutralem Treibstoff gibt. Denn angetrieben vom eFuel legte der VW-Bulli bei mehreren Klassik-Events mehrere Tausend Kilometer ohne Probleme zurück.

Den ersten Einsatz der eFuels im Klassiker unter Realbedingungen erlebte der betagte Kleinbus bei der ADAC Deutschland Klassik, einer Oldtimer-Wandertour im Juli 2022. Hier standen 220 km auf dem Programm, die der luftgekühlte Vierzylinder-Boxer dank des Treibstoffs mühelos meisterte. „Bei der Oldtimer-Wandertour war der VW Bulli CO2-neutral über mehr als 220 Kilometer erfolgreich im Einsatz und lief tadellos“, bilanzierte ADAC-Vorstand Lars Soutschka anschließend.

Den Dauereinsatz erlebte das Projekt dann einen Montag später: Hier lief der Klassiker mit dem synthetisch hergestellten Kraftstoff beim Revival der Olympia-Rallye CO2-neutral. Die Neuauflage des legendären Events gehörte zu den offiziellen Rahmenveranstaltungen des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) zum 50. Geburtstag der Spiele in Deutschland. Mit dem Test des CO2-neutral betriebenen Oldtimers schloss sich auch für den ADAC ein Kreis, denn schon bei der ersten Olympia-Rallye testete der Club während der Olympischen Spiele in München eine neue Antriebsart: Damals sollte die Praxistauglichkeit von Flüssiggas in einem Straßenwacht-VW Passat demonstriert werden. „Oldtimerfahrer können durch Einsatz von e-Fuels zukünftig aktiv einen Beitrag zum Klimaschutz leisten“, erläuterte ADAC Sportpräsident Dr. Gerd Ennser den Hintergrund der aktuellen Fahrt.

Das Projekt ist erstaunlich, wenn man bedenkt, in welcher Zeit der Bulli gebaut wurde: Als die Olympia-Rallye 1972 ausgetragen wurde, war der VW-Bus bereits acht Jahre alt. Zum Produktionszeitraum kostete ein (selbstverständlich verbleiter) Liter Normalbenzin 57,3 Pfennig (0,29 €), für Super-Benzin wurden 64,3 Pfennige (0,33 €) verlangt. Die Fahrzeugverbräuche lagen damals ganz selbstverständlich über 10 l/100 km. Die Schlussfolgerung der Initiatoren: „Der ADAC zeigt mit diesem zukunftsweisenden Projekt auf, wie man Oldtimer CO2-neutral betreiben kann. Oldtimer können so zukünftig aktiv einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Schon im Motorsport hat der ADAC mit dem Einsatz von erneuerbaren Kraftstoffen und eFuels eine Vorreiterrolle übernommen, auch bei Oldtimern engagieren wir uns für mehr Nachhaltigkeit“, so ADAC Vorstand Lars Soutschka.

Projekt mit Signalwirkung

Letztlich sendete das Projekt aber nicht nur ein Signal in Richtung Klassik-Halter aus. Diesen wurde natürlich vor Augen geführt, dass die Verwendung von CO2-neutralen eFuels keineswegs problematisch ist. Und wenn die 60 Jahre alte Technik diesen Treibstoff verkraftet – was sollte die Fahrer aktueller Fahrzeuge (und Rennwagen!) rein technologisch davon abhalten, sie ebenfalls zu tanken?

Ein Signal sendet das Projekt aber auch in Richtung politischer Entscheider. Denn die Verwendung von eFuels in einem historischen (oder eben bereits existierenden) Fahrzeug kann letztlich nachhaltiger sein als die Neuproduktion eines Fahrzeugs mit neuartigem Antriebskonzept. Zumindest für einen Flottenbestand und eine Übergangsphase wäre die Verwendung von CO2-neutralem Sprit eine Möglichkeit.

eFuels-Alliance

Werbung für den Gedanken, Bestandsfahrzeuge mit klimaneutralem Sprit zu tanken, verfolgt der ADAC auch im Verbund mit anderen Mitstreitern. Der Automobilclub ist Mitglied der „eFuel Alliance“. Diese Interessengemeinschaft setzt sich für die industrielle Produktion von synthetischen flüssigen Kraft- und Brennstoffen aus erneuerbaren Energien ein. In ihr haben sich eine Reihe von Unternehmen, Verbänden, Forschungsinstitutionen und Einzelpersonen zusammengeschlossen, um für eine Öffnung der Diskussion zu künftigen Energieträgern zu werben.

eFuels, so die Argumentation, sind bei Herstellung mit Strom aus erneuerbaren Quellen in der CO2-Bilanz deutlich emissionsärmer als normales Benzin und im Idealfall sogar klimaneutral. Getankt werden kann er prinzipiell von jedem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor – sogar von Oldtimern, wie der Praxiseinsatz zeigt. Laut der Interessenvertretung wären eFuels in großen Mengen un „zu bezahlbaren Preisen“ in Kürze verfügbar, wenn von politischen Entscheidungsträgern die Rahmenbedingungen dafür geschaffen würden.

 

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