DMSB trauert um Sicherheitspionier Herbert Linge

Linge war gerade einmal 15, als er im April 1943 seine Lehre bei Porsche begann. Der Azubi blieb dem Unternehmen fünf Jahrzehnte treu. Bis zu seinem Ausscheiden im Jahr 1993 hatte er es zum Betriebsleiter des Entwicklungszentrums in Weissach gebracht. In der Zwischenzeit erwies sich der Schwabe nicht nur als begnadeter Renningenieur und Organisator, sondern griff auch selbst ins Volant. Als Rennfahrer brachte er dem Sportwagenhersteller zahlreiche Klassensiege und Podiumsplatzierungen ein. Zehn Mal startete er bei den 24 Stunden von Le Mans und erzielte dabei vier Klassensiege, zwei weitere Klassensiege holte er bei den 12 Stunden von Sebring, zudem war er zwischen 1954 und 1970 immer wieder in der Sportwagen-Weltmeisterschaft am Start. Seine Karriere beendete er unter dem Eindruck des tödlichen Unfalls seines Teamkollegen John Woolfe in Le Mans 1969.

Unfälle wie der seines britischen Rennfahrerkollegens an der Sarthe ließen Herbert Linge zu einem Vorkämpfer für die Sicherheit im Motorsport werden. Der rennbegeisterte Ingenieur und Pilot hatte eine geniale Idee, wie Bergung und Rettung schneller und effizienter werden konnte: Mit schnellen Einsatzfahrzeugen sollten qualifizierte Helfer bei Zwischenfällen im Handumdrehen an den Ort des Geschehens gelangen. Die Initiative fand schnell Unterstützer, und so wurde beim Jim-Clark-Rennen in Hockenheim am 7./8. April 1973 qualifizierte Helfer zum ersten Mal ein „R-Wagen“ der neu gegründeten ONS-Staffel eingesetzt.

Das „R“ stand damals für „Rettung“ und kennzeichnete jene Fahrzeuge, in denen ein (rennstreckenerfahrener) Fahrer mit einem Notarzt in der ersten Runde direkt hinter dem Starterfeld folgte, um sofort Hilfe leisten zu können. Für technische Hilfeleistungen wurden zudem die „S-Wagen „(„S“ für „Sicherheit“) aus der Taufe gehoben. Linges Idee sorgt im Kern bis heute für Sicherheit an der Rennstrecke, wenn sich auch die Einsatzkonzepte im Laufe der Jahrzehnte naturgemäß deutlich verändert haben und medizinischem und technischem Fortschritt folgten.

Das unermüdliche Engagement für die Sicherheit auf der Rennstrecke brachte Herbert Linge das Bundesverdienstkreuz ein. Sicherlich noch befriedigender dürfte für ihn gewesen sein, dass seine Idee seit den 70er-Jahren das Leben und die Gesundheit vieler Rennfahrer gerettet hat. Zu Linges Lebenswerk gehört dabei nicht nur der Rennsport. Er empfahl dem jungen Unternehmen etwa in den 50er-Jahren den Standort des noch heute genutzten Versuchsgeländes nahe seines Heimatorts Weissach und baute für Porsche den Kundendienst in den USA auf. Auf seine Idee hin wurde außerdem der Porsche Carrera Cup gegründet. Und selbst als Leinwandheld wurde Linge berühmt: 1970, ein Jahr nach dem Ende seiner Rennfahrerkarriere, pilotierte er einen mit Kameratechnik ausgestatteten Porsche 908 bei den 24 Stunden von Le Mans. Er lieferte damit als Double des Schauspielers Steve McQueen die rasanten Bilder für den legendären Kinofilm „Le Mans“.

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