Hightech-Hybrid und fossilfreie Treibstoffe: WRC setzt auf Nachhaltigkeit
Seit der Motorsport-Saison hat die FIA-Rallye-Weltmeisterschaft WRC einen großen Schritt in Richtung umweltgerechteren Motorsport gemacht. Denn alle Fahrzeugkategorien der WM werden seitdem mit fossilfreiem Kraftstoff angetrieben. Zusätzlich arbeitet in den Rally1-Boliden an der Spitze des Feldes ein hocheffizienter Hybrid-Strang. Sowohl der genutzte Treibstoff als auch die Elektrokomponenten stammen dabei von deutschen Herstellern. Darüber hinaus hat sich die WRC insgesamt unter dem Motto „Beyond Rally“ auf den Weg zu mehr Nachhaltigkeit gemacht.
Fossilfreier Treibstoff aus Deutschland
Der von der WRC genutzte Treibstoff ist fossilfrei – das heißt, dass er ganz ohne Erdöl produziert wird. Der deutsche Hersteller P1 (Berlin) hat dazu ein aufwändiges Verfahren erfunden, bei dem der Kraftstoff aus einem Mix aus Biokraftstoff und E-Fuels entsteht. Er genügt sowohl den hohen Performanceansprüchen des Motorsports als auch den Vorgaben aus der Automobilindustrie. Ein großer Vorteil: Der Sprit kann von den Teams direkt getankt werden, ohne dass vorherige Umbauten an den Fahrzeugen nötig wären wie bei anderen umweltverträglichen Treibstoffvarianten. Die Biokraftstoffe der zweiten Generation werden aus biologischen Abfällen hergestellt, die zum Beispiel aus der Landwirtschaft stammen. Damit sind sie keine direkte Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion. Der fossilfreie Sprit genügt damit einerseits der Forderung nach einem CO2-neutralen Treibstoff. Andererseits kann er ohne aufwändige Umrüstungen in allen Fahrzeugklassen der WRC genutzt werden.
Geliefert wird der WRC-Treibstoff vom deutschen Unternehmen P1 Fuels, das zu den Vorreitern bei den Produzenten von fossilfreiem Treibstoff gehört. Mit der Ausstattung von Serien wie der WRC beweist der Sprit aus Berlin, dass er unter allen Hochleistungs- und Klimabedingungen praxistauglich ist. Denn die Vision des Unternehmen ist, nicht nur fossilfreien Motorsport zu ermöglichen, sondern grüne Lösungen für alle Verbrennungsmotoren weltweit.
Passend zum „grünen“ Treibstoff ist die WRC außerdem eine Partnerschaft mit „FuelsEurope“ eingegangen. Hinter diesem Nahmen steht die Interessenvertretung von 38 Unternehmen bei EU-Institutionen, die flüssige Kraftstoffe herstellen und vertreiben. Unter dem Motto „saubere Kraftstoffe für alle“ will der Verband zur Klimaneutralität in der Europäischen Union bis 2050 („Green Deal“) beitragen.
Schaeffler-Tochter Compact Dynamics baut WRC-eHybridantrieb
Der Fight um die Rallye-Weltmeisterschaft wird mit faszinierneder Technik ausgetragen. Seit dem Beginn der Saison 2022 treibt ein Hybridsystem die Boliden von Hyundai, Ford und Toyota an. Es besteht aus einem (fossilfrei betankten) 1,6-Liter-Turbomotor, der von einer Hybideinheit aus Elektromotor samt 3,9-kWh-Batterie besteht. Mit den 135 PS der Elektro-Einheit leisten die Boliden beim Beschleunigen damit einerseits bis zu 530 PS. Andererseits können sie auf Passagen durch Ortschaften oder auch im Servicepark vollelektrisch – und damit nahezu geräuschlos – dahingleiten. Alleine durch die Umstellung des Antriebssystems der WRC-Fahrzeuge errechneten die Experten der Weltmeisterschaft eine Einsparung von 512 Tonnen CO2 in der Saison 2022 im Vergleich zum Vorjahr.
Wenn die Ingenieure bei der Konzeption der Rallye1-Fahrzeuge auch sonst große technische Freiheiten genießen, so ist doch der Plug-In-Hybridantrieb bei allen Fahrzeugen einheitlich. Dabei kommt deutsches Know-how zum Einsatz, denn das Hybridaggregat stammt von der Schaeffler-Tochter Compact Dynamics aus Starnberg. Das Unternehmen kann dabei nicht nur auf Rallye-Expertise verweisen, sondern war über Jahre hinweg auch in der Formel 1, im Langstreckensport und der Formula E aktiv.
Beyond Rally – eine nachhaltige WM
Die Orientierung an Zielen jenseits des Rallysports hat der WRC-Promoter in einer Initiative unter dem Titel „Beyond Rally“ zusammengefasst. In ihr soll sich „derselbe Geist der Effizienz, Leistung und Innovation, um die härtesten Herausforderungen zu meistern“ niederschlagen und für Nachhaltigkeitsbestrebungen genutzt werden. Im Rahmen der 2022 gestarteten Initiative sollen etwa „Beyond-Rally-Foren“ stattfinden, die als Wissensdrehscheibe für im Motorsport entwickelte Innovationen und deren Beitrag zur nachhaltigen Verbesserung der alltäglichen Mobilität dienen. Die Eröffnungsausgabe des Forums fand im Januar 2023 anlässlich der Rallye Monte-Carlo statt. Zu Gast waren dort etwa Vertreter von Politik, Motorsport und Mobilität sowie Mobilitätsakteure, Führungskräfte internationaler Organisationen und andere.
Ein anderer Beitrag zur Nachhaltigkeit ist die FIA-Umweltakkreditierung, die die WRC im Jahr 2016 als erste FIA-Weltmeisterschaft durchlief. Die 3-Sterne-Umweltakkreditierung ist in der WRC für alle Veranstalter verpflichtend. Dabei sehen die WRC Sporting Regulations vor, dass alle Organisatoren die 2-Sterne-Akkreditierung bereits im ersten Jahr der Veranstaltung erhalten müssen – verbunden mit der Erreichung des 3-Sterne-Niveaus ab der zweiten Veranstaltung.