FIA-Nachhaltigkeitsstrategie

#Rahmenbedingungen
Die FIA (Fédération Internationale de l’Automobile) vereint nicht nur Motorsport-Verbände unter sich, sondern auch Automobilclubs. Somit zielt die Nachhaltigkeitsstrategie nicht nur auf Themen rund um den Motorsport, sondern auch auf das Thema Mobilität ab. Für die FIA steht bei der Nachhaltigkeit besonders der ökologische Aspekt im Vordergrund – und damit verbunden neue, nachhaltige Technologien. Das große Ziel lautet: bis 2030 Netto-Null-Emissionen zu erreichen.

DIE FIA-UMWELTSTRATEGIE

Im Dezember 2020 verabschiedete die  FIA ihre Umweltstrategie. Diese wurde durch die „FIA-Kommission für Umwelt und Nachhaltigkeit“ erstellt. Bis 2030 will die FIA das Ziel Netto-Null-Emissionen erreichen. 

Die Kommission hat aus den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN acht Ziele ausgewählt. Dies geschah vor allem vor dem Hintergrund, dass diese am ehesten auf FIA-Aktivitäten im Zusammenhang mit der Umwelt zutreffen und zu denen die Strategie einen positiven Beitrag leisten kann:

  1. Schutz der wasserbezogenen Ökosysteme (6)
  2. Förderung von Technologien für saubere Energie (7)
  3. Förderung des Zugangs zu nachhaltigem Verkehr (11)
  4. Förderung einer effizienten Nutzung der natürlichen Ressourcen (12.2)
  5. Verringerung des Abfallaufkommens (12.5)
  6. Ergreifen dringender Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels (13.3)
  7. Verringerung der Meeresverschmutzung (14.1)
  8. Verringerung der Zerstörung natürlicher Lebensräume (15.5)
  9. Verstärkung der globalen Partnerschaft für nachhaltige Entwicklung (17,6)

 

Die FIA-Umweltstrategie formuliert daraus drei strategische Stoßrichtungen. Diese beinhalten die von der FIA ausgesuchten acht (aus 17) UN-Ziele für Nachhaltigkeit.

  1. Klimaschutz – Beschleunigung der Netto-Null-Transformation (UN-Ziel 13)

  2. Technologie und Innovationen – Förderung nachhaltiger und innovativer Lösungen (UN-Ziele 7, 11 und17)
  3. Nachhaltige Praktiken – den nachhaltigen Wandel vorantreiben (UN-Ziele 6, 12, 14 und 15)

 

Der Fahrplan bis 2030

Diese drei strategischen Stoßrichtungen werden in 50 Zwischenziele unterteilt, die innerhalb von 15 Jahren umgesetzt werden sollen. Als Marken gelten die Jahre 2021, 2025 und 2030. Um in einem großen Verband wie der FIA diese Ziele umsetzen zu können, wurden vier Zielgruppen festgelegt.

  1. Netzwerk: Hersteller, Fans, Straßennutzer, NGOs, Sportpolitiker, Sponsoren

  2. Meisterschaften: Teams, Promoter, Hersteller, Rennstrecken, Zulieferer

  3. Mitglieder: Sport, Mobility

  4. FIA: der Verband selbst

 

Für jeden der vier Verantwortungsbereiche wurde ein Fahrplan erstellt, um die drei strategischen Ziele zu erreichen.

1. Netzwerk (10 Ziele)

 202120252030
KlimaschutzBeitrag zur Entwicklung der globalen Klimapolitik durch die aktive Teilnahme an allen relevanten klimabezogenen Foren, Konferenzen und Arbeitsgruppen.Entwicklung strategischer Partnerschaften mit klimabezogenen Initiativen in Partnerschaft mit UN-Institutionen oder klimabezogenen NGOs.
Statuts einer Beobachterorganisation bei der COP.
Mitwirkung an der Leitung relevanter klimabezogener Foren, Konferenzen und Arbeitsgruppen.
Innovation & TechnologieDurchführung einer Social-Media-Kampagne für führende, umweltorientierte Start-ups, die sich an FIA Smart Cities beteiligen.Durchführung eines jährlichen Start-up-Wettbewerbs für Smart Cities, der sich speziell mit dem Thema Umwelt befasst. 
Nachhaltige PraktikenEntwicklung einer Kampagne, die einzelne Athleten und Fahrer einbezieht, um positives Umweltverhalten zu fördern. 
Bis Ende 2021 soll ein Kommunikationsplan erstellt werden, um die Reichweite der FIA-Umweltprogramme zu erhöhen.
Bis 2025 sollen 2 Millionen Verkehrsteilnehmer an der FIA Smart Driving Challenge teilnehmen.Bis 2030 sollen 5 Millionen Verkehrsteilnehmer an der FIA Smart Driving Challenge teilnehmen.

2. Meisterschaften (15 Ziele)

 202120252030
KlimaschutzWeltmeisterschaften sollen sich zu Klimaschutzmaßnahmen verpflichten.
Weltmeisterschaften sollen ihren CO2-Fußabdruck messen.
Bis 2025 müssen Weltmeisterschaften einen Kohlenstoff-Aktionsplan einführen.
Ab 2025 müssen sich alle neuen, von der FIA genehmigten, Meisterschaften zur CO2-Neutralität verpflichten.
Bis 2030 sollen Weltmeisterschaften CO2-neutral werden.
Innovation & TechnologieBis Ende 2021 Festlegung spezifischer Pläne für die Elektrifizierung und den Einsatz neuer grüner Technologien in FIA-Meisterschaften.Bis Ende 2025 Schaffung einer Plattform innerhalb der FIA-Meisterschaften zur Förderung der Automobiltechnologie von morgen mit besonderem Schwerpunkt auf Umweltaspekten (Kohlenstoffabscheidung, Hybrid- oder Elektromotoren).
Ab 2025: Beginn der Integration von 100 Prozent nachhaltigen Kraftstoffen in Weltmeisterschaften.
Bis 2030 Einführung sauberer Energie in allen Fahrzeugen und Infrastrukturen der Weltmeisterschaft (Strom, Wasserstoff, Erdgas, Biokraftstoffe).
Nachhaltige PraktikenBis Ende 2021: Aufnahme einer Verpflichtung zur nachhaltigen Entwicklung in den Internationalen Sportkodex.
Bis Ende 2021 sollen alle Weltmeisterschaften Aktionspläne in Bezug auf Abfall, Biodiversität, Transport und Energiemanagement entwickeln.
Bis Ende 2021 Einbeziehung von Umweltkriterien in die Erteilung von Genehmigungen und Lizenzen für Rennstrecken.
Bis 2025: Entwicklung technischer Standards für alle FIA-Weltmeisterschaften, um die Umweltauswirkungen des Motorsports zu verringern.
Bis 2025 sollen alle FIA-Weltmeisterschaften die Drei-Sterne-FIA-Umweltakkreditierung oder eine gleichwertige Zertifizierung erreichen.
Bis 2030 sollen alle von der FIA sanktionierten Meisterschaften die Drei-Sterne-FIA-Umweltakkreditierung oder eine gleichwertige Zertifizierung erreichen.

3. FIA (15 Ziele) 

 202120252030
KlimaschutzBis Ende 2021 Entwicklung eines Aktionsplans zur Verringerung der Kohlenstoffemissionen.
Ab 2021 Klimaneutralität durch den vollständigen Ausgleich der Emissionen durch Kompensation.
Bis 2025 Reduzierung des CO2-Fußabdrucks um 20 Prozent
Ab 2025 schrittweise Integration von Technologien zur Kohlenstoffentfernung in den Kompensationsplan.
Bis 2030 Reduzierung des Kohlenstoff-Fußabdrucks um 50 Prozent.
Ab 2030: Netto-Null-Kohlenstoffausstoß durch Beseitigung aller Restemissionen.
Innovation & TechnologieAb 2021: Konzentration der Forschung auf nachhaltige Innovationen und ihre mögliche Anwendung im Motorsport.Bis 2025 sollen Nachhaltigkeit und nachhaltige Innovationen als Schlüsselkriterien (Ziel: 25 Prozent) in alle Ausschreibungen im Zusammenhang mit FIA-Meisterschaften aufgenommen werden.Bis 2030 soll die Forschung zur Technologie der Kohlenstoffabscheidung und deren Verbindung mit nachhaltigen Kraftstoffen vorangetrieben werden.
Nachhaltige PraktikenBis Ende 2021 soll die FIA-Verwaltung nach ISO14001 zertifiziert werden.
Bis Ende 2021 Entwicklung von Umweltaktionsplänen für die Bereiche Wasser, Luft, Boden, Abfall und biologische Vielfalt.
Bis Ende 2021 Verabschiedung nachhaltiger Beschaffungsrichtlinien, die von allen FIA-Lieferanten Nachhaltigkeit verlangen.
Bis 2025 soll sichergestellt werden, dass alle FIA-Gebäude mit Strom aus erneuerbaren Energien versorgt werden.
Bis Ende 2025 soll die ISO 20121 Zertifizierung für FIA-Veranstaltungen erreicht werden.
Bis 2030: Sicherstellung eines positiven Nettoeffekts für alle FIA-Veranstaltungen.

 

NACHHALTIGKEITSPROGRAMME DER FIA

1. Smart Cities Initiative

Unter Smart City versteht man gesamtheitliche Entwicklungskonzepte mit denen Städte effizienter, technologisch fortschrittlicher, ökologischer und sozial inklusiver gestaltet werden sollen. Die FIA konzentriert sich bei ihrer 2017 ins Leben gerufenen Initiative darauf, dass die Mobilität in den Städten von morgen sicherer, sauberer und zugänglicher für alle Verkehrsteilnehmer ist. 

2. Smart Driving Challenge

Die Smart Driving Challenge soll Autofahrer dazu ermutigen, sicherer und sauberer zu fahren. Das Fahrzeug wird per Bluetooth mit dem Handy verbunden und eine App registriert die Fahrweise. Der Teilnehmer kann mit vorausschauender, sicherer und ökologischer Fahrweise Punkte sammeln. Zudem gibt die App Rückmeldung zur eigenen Fahrweise.

3. Das FIA-Umweltakkreditierungsprogramm

  1. Ein-Stern - Grundlegende Vorgehensweise: Nachweis einer grundlegenden Umweltleistung und Verpflichtung zur Verbesserung
  2. Zwei-Sterne - Gute Vorgehensweise: Nachweis einer guten Umweltleistung und Annäherung an international entwickelte Fahrpläne für das Umweltmanagement
  3. Drei-Sterne - Beste Vorgehensweise: Nachweis vorbildlicher Praktiken und Verpflichtung zur kontinuierlichen Verbesserung durch die Einführung eines Umweltmanagementsystems

4. FIA Innovation Found

a) Sportliche Aktivitäten

Der Motorsport soll auch in Zukunft weiterwachsen und neue Zielgruppen erreichen. Der FIA-Innovationsfonds hat die Investitionen beschleunigt, um den Sport nachhaltiger und zugänglicher zu machen. Zu diesen Projekten gehören die Förderung neuer und vielfältiger Talente aus unterrepräsentierten Kreisen, die Einbindung der Jugend, die Förderung von Basis-Meisterschaften sowie der Vorstoß in die Welt des E-Sports und die Positionierung der FIA an der Spitze der Hybrid- und eFuels-Entwicklung.

b) Sicherheit

Der FIA-Innovationsfonds unterstützt Projekte, die die Sicherheit im Motorsport und der Mobilität verbessern. Dazu gehört die Entwicklung neuer technologischer Hilfsmittel und mobiler Anwendungen, die Entwicklung hochwertiger Sicherheitsausrüstungen und die Förderung einer Kultur der Verkehrssicherheit.

c) Mobile Zukunft

Der FIA-Innovationsfonds fördert die Entwicklung von Lösungen, die einen stärker vernetzten Mobilitätssektor schaffen werden. 

d) Unterstützungsprogramm

Der FIA-Innovationsfonds unterstützt Projekte, durch die Mitgliedervereine gestärkt werden. Dies geschieht durch die Bereitstellung von Schulungsprogrammen, Toolkits und Berichten sowie durch gezielte Finanzierung, maßgeschneidertes Mentoring und Geschäftsberatungslösungen.

e) Gesellschaft

Der FIA-Innovationsfonds fördert Projekte, die sich mit den sozialen Ungleichheiten in den Bereichen Geschlecht und Vielfalt, Gesundheit und Klimawandel befassen. Dazu gehört unter anderem der Zuschuss für behinderte Piloten oder das Girls-on-track-Projekt.

5. Neue-Energien-Initiative

Die FIA treibt den Einsatz von alternativen Energien und Kraftstoffen voran: Als Beispiel gilt die rein elektrische Formel E oder die Entwicklung eines zu 100 Prozent nachhaltigen Treibstoffs für die Formel 1. Doch nicht nur auf, auch neben der Rennstrecke sollen Fahrzeuge mit sauberen und alternativen Kraftstoffen angetrieben werden.

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#Umwelt- und Naturschutz #Fahrzeugtechnik #Chancengleicheit #Inklusion